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Robin
Lulu Press, 2022

Robin krankt am Menschsein, schon seit der Kindheit. Um der Depression zu entfliehen, unternimmt sie eine Reise in die Bretagne, wo sie auf die selbstsichere Estelle und den stets höflichen Louis trifft. Beide Beziehungen heilen und verletzen die Protagonistin zugleich.
Erfüllt von Suizidgedanken zieht sich Robin schliesslich zurück, campiert zwischen Ginster und Felsen und betrachtet die bretonischen Landschaften und das unwegsame Gelände in ihrem Inneren.

Leseprobe «Robin», Prolog:

 

Der Wind zerrt an Haaren und Kleidern.

 

Würden Sie mir eine Landkarte vorlegen, so könnte ich Ihnen darauf nicht zeigen, wo ich mich befinde, zumindest nicht ohne längeres Suchen. Wissen Sie, ich erkenne so etwas nicht auf Karten.

Wie gerne würde ich Ihnen erzählen, ich hätte mein Handy in den Atlantik geworfen; ich möchte in Ihren Augen tollkühn erscheinen. Oder wahnsinnig; das wäre mir auch recht.

Ich heisse Robin. Wäre ich als Junge zur Welt gekommen, würde ich Pascal heissen. Verrückt, nicht wahr? Als Jugendliche habe ich mich immer mit den Worten «Ich heisse Robin – und man schreibt’s, wie man’s sagt: mit Doppel-N und H» vorgestellt. Oder mit «Robin, wie das Gemüse».

Nein, das stimmt nicht, bitte entschuldigen Sie. Das ist mir spontan eingefallen; ich weiss nicht, warum ich Ihnen das erzählt habe. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ein humorvolles Kind gewesen zu sein – obwohl: Ein humorvolles Kind war ich; es mangelte an genuiner Fröhlichkeit. Wahrscheinlich hat da schon alles begonnen. Oder noch früher, vielleicht schon im Mutterleib oder noch vor meiner Zeugung, möglicherweise gar Generationen zurück in eine Zeit, in der Krokodile noch Fische gewesen waren.

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